Chronik

Am 24. Januar 1914 erfolgte im Saal der 1. Klasse der alten evangelischen Volksschule die Gründung des Turnvereins Mengerschied. Der neue Verein entstand aus einem bereits bestehenden Spielverein, der sich unter anderem an den alljährlich am 2. September stattfindenden Sedanfeiern an der Nunkirche beteiligte und dessen Vorsitzender Lehrer Rodenbusch war. An die Existenz des Spiel­vereins erinnert eine noch vorhandene Urkunde von einem Faustballspiel, das eine Mengerschieder Mannschaft am 2. September 1912 gegen Riesweiler gewann.

Die Wahl zum ersten Vereinsvorstand brachte folgendes Ergebnis:

Vorsitzender: Lehrer Fritz Kunz

Stellvertreter: Peter Maurer

  1. Turnwart: Fritz Kade
  2. Turnwart: Philipp Göhl

Kassierer: Lehrer Hugo Ohlig

Schriftwart: Adam Walber

Zeugwart: Anton Alles

Am 8. Februar 1914 fand eine zweite Versammlung statt, die eine Änderung der Vereinsstatuten be­schloss. In Paragraph 2 der Satzung hieß es: “Der Turnverein besteht aus

  1. a) Turnern,
  2. b) Zöglingen,
  3. c) inaktiven Mitgliedern.

Turner sind alle Mitglieder, die regelmäßig die Turnstunden besuchen und das 17. Lebensjahr vollendet haben. Zöglinge sind solche Mitglieder, die Turn­stunden besuchen, aber noch nicht 17 Jahre alt sind. Sie haben gleich den Turnern Stimmrecht.”

Ein weiterer Beschluss sah vor, wöchentlich zwei Turnstunden abzuhalten, mittwochs für Zöglinge, sonntags für Turner. Zöglinge, die in der Woche keine Zeit hatten, durften sonntags bei den Turnern teilnehmen.

Der neubegründete Turnverein benötigte vor allem Geräte. Seine Finanzierung plante der Verein über Zuschüsse, die beim Landrat, bei der Gemeindeverwaltung und beim Jugendpflegefonds beantragt werden sollten. Zunächst beschaffte der TV Mengerschied ein Reck, einen Barren, Keulen, Hanteln und Bälle. Mit einem Lichtbildervortrag am zweiten Sonntag nach Ostern wollte der junge Verein erstmals an die Öffentlichkeit treten.

Damit enden die Berichte des Protokollbuchs über die Tätigkeiten des Turnvereins im Jahre 1914. Der Vereinskassierer, Lehrer Hugo Ohlig, vermerkte am 31. Juli 1914 im Kassenbuch: “Abgeschlossen wegen der Kriegsgefahr im Juli 1914. Sollte der Kassenbestand im kommenden Kriege verloren gehen, so hafte ich dafür. Tritt der Fall ein, daß ich im Feldzug falle, so ermächtige ich hierdurch den Turnverein unter Vorzeigen des Kassenbuches, den Betrag bei meinem Vater, Herrn Ferdinand Ohlig, Elberfeld, zu erheben.”

Am 16. August quittierte Lehrer Rodenbusch den Kassenbestand des Turnvereins. Es handelt sich um einen Betrag von zwölf Mark.

 

Von 1919 – 33

Im Oktober 1919 versammelten sich die Mitglieder des Turnvereins in der evangelischen

Volksschule und beschlossen, den Turnbetrieb im Saale Krein (“Gasthaus zur Wildburg”) wieder aufzunehmen. Der bisherige Vorsitzende Lehrer Kunz stand wegen einer schweren Kriegsverwundung nicht zur Verfügung. Schriftwart Adam Walber und Zeugwart Anton Alles gehörten zu insgesamt elf gefallenen Mitgliedern des Vereins. Lehrer Hugo Ohlig und Philipp Göhl übenahmen 1919 die Vereinsführung. An Geräten schaffte der Verein ein Schaukelreck und ein Pferd an. Zugleich plante man einen Vergnügungs­abend, der die Kasse aufbessern sollte. Der gesellige Abend war für den 1. Februar 1920 festgesetzt worden, mit dem Theaterstück “Die Mitschuldigen”, Liedvorträgen des Männergesang­vereins, Schauturnen und anschließender Tanzmusik. Im überfüllten Saal der Wirtschaft Krein erlebten Mitwirkende und Zuschauer einen sehr fröhlichen Abend, der in den frühen Morgenstunden ausklang und dem Verein auch in finanzieller Hinsicht den erhofften Erfolg brachte.

Noch 1920 beteiligte sich der Turnverein an einer Sportbegegnung an der Nunkirche und am Bergfest in Rheinböllen. Der Turnbericht verzeichnete 1920 insgesamt 140 Übungsstunden, die Gründung einer Schülerriege und eine positive Entwicklung des Spielbetriebs. 1920 trat der TV Mengerschied dem neugegründeten Turngau Hunsrück bei, nachdem zuvor der Verein dem Unternahegau angehört hatte. Die Berichte im Vereinsprotokollbuch von 1921 bis 1925 fallen knapp aus. Mehrere Mitglieder nahmen an Ausbildungslehrgängen für Kampfrichter teil, eine Schleuderballmannschaft wurde zusammenge­stellt, in Kastellaun beteiligte sich der Verein an einem Schauturnen, das Gauturnfest in Sohren 1921 wurde ebenso besucht, wie das Turn- und Spielfest an der Nunkirche.

Bemerkenswert ist die Wahl eines Schwimmwar­tes im Jahre 1922. Mit den Theaterstücken “Das Kreuz im Tannengrund” und “Mensch bezahle deine Steuern” erfreute man im Winter die Dorfbe­völkerung. Im November 1924 notierte Lehrer Kunz im Protokollbuch: “Infolge Arbeitsmangel, Ruhr­aktion und Inflation ruhte der Turnbetrieb in dem Jahr 1924 vollständig.” Somit litt auch der TV Mengerschied unter der politischen und wirtschaft­lichen Krise jener Zeit.

Seit 1926 verstärkten sich die Vereinsaktivitäten erheblich. Während der Generalversammlung

am 21. Januar 1926 hielt Gaugeistesturnwart Lehrer Peter Mayer aus Gemünden eine Rede, von der unter anderem folgende Passage im Protokollbuch festgehalten ist: “Beim Turnen ist nicht nur auf Höchstleistungen hinzustreben, sondern Hauptziel des Vereins muß es sein, alle Vereinsmitglieder zum Turnen heranzuziehen. Wenn dies nicht der Fall sei, dann könne man den Verein auch ‚Rauchklub‘ taufen, indem drei oder vier Mann mitunter turnten. Jeder Turner muß dem Verein Ehre machen durch Achtung der Statuten, ganz besonders aber durch anständiges Betragen seinen Kameraden, den Dorfbewohnern und besonders den Älteren gegenüber. Früher wurde dieser Respekt der Jugend beim Militär beigebracht, das fehlt heute. Daher muß der Verein die Pflege der Selbstzucht als seine erste Aufgabe betrachten.” Dieser Redeauszug mag ein Stück konservativen Zeitgeistes der 1920er Jahre dokumentieren.

Zu dem Theaterstück “Die Zunftmeister von Nürnberg” hatte man eigens  historische Kostüme von einem Koblenzer Verleih bestellt. Sportlich ging es auch wieder aufwärts. Zu den Aktivitäten 1926 zählten Schleuderball, Handball, Tau­ziehen, Waldlauf und Geräteturnen. 1927 erreichte die Waldlaufriege des Vereins große Erfolge. In Simmern belegten Peter Metz, Alois Jakobs, Hugo Stumm und Heinrich Klotz den l. Platz bei den Gaumeisterschaften, bei den Waldlaufmeisterschaften des Tunkreises Mittelrhein errangen die Mengerschieder Läufer unter 60 Mannschaften einen hervorragenden vierten Platz. Weitere Erfolge erzielten die Turner und Zöglinge bei Wettkämpfen in Gödenroth und an der Nunkirche. Ein besonders festliches Ereignis war der 80. Geburtstag des damaligen Reichspräsidenten von Hindenburg. In Mengerschied fanden die sogenannten Hindenburgspiele “in der Au” statt, wo man eigens eine Bühne aufgebaut, eine Laufbahn und eine Sprunggrube hergerichtet hatte: “Mit Musikbegleitung zog der Turnverein zum Kampfplatz. Eine ungeheure Menschenmenge nahm an dieser patriotischen Kundgebung teil”, berichtete der Schriftführer.

Während sich das Protokollbuch über die Akti­vitäten der bestehenden Turnerinnenriege weitgehend ausschweigt, mehrten sich die Erfolge im Männerturnen. Nach der Fertigstellung des Mengerschieder Rathauses im Jahre 1928 stand dem Verein mittlerweile ein großer Saal zur Verfügung. Schließlich gewann die Musterriege des Vereins 1930 in Argenthal erstmals das Gaubanner, nachdem man sich gegen Kirchberg mit 50,5 gegen 43 Punkte durchgesetzt hatte. Es ist darauf hinzuweisen, dass zu Beginn der dreißiger Jahre in Mengerschied mit Erfolg Feldhandball gespielt wurde. Das Spielfeld befand sich im Bereich des alten Mengerschieder Hochbehälters am Waldrand.

Noch 1930 entschloss sich der Verein, eine Fahne anzuschaffen. Die Finanzierung sollte über eine Sonderabgabe der Mitglieder erfolgen. Einen eventuellen Überschuss, den die gedachten Festlichkeiten zur Fahnenweihe erbringen sollten, plante man, den Spendern über die Mitgliedbeiträge zu verrechnen.

Den sportlichen Aufwärtstrend konnte man dennoch nicht richtig auskosten. Im Dezember 1930 traf der Vorstand die Entscheidung, “wegen der allgemein schlechten Zeit, kein größeres Fest zu veranstalten”. Das Fest der Fahnenweihe beging der Verein am 10. Mai 1930, “der Not der Zeit entsprechend”, in kleinerem Umfang. Man verzichtete darauf, das Dorf für den Festzug zu schmücken. Der Verein zählte im Jahr der Fahnenweihe 43 Mitglieder.

1931 beriet man über die Anlage eines Spielplatzes. Zur Auswahl stand Gemeindeland auf der Treib (heutiges Sportplatzgelände) und am Schinnrech, heute “Im Wiesengrund”. Zunächst fiel die Wahl auf den “Schinnrech”. 1932 revidierte man diesen Entschluss und entschied, trotz des stark abfallenden Geländes, den Sportplatz auf der Treib zu bauen.

Am 6. April 1932 begannen die Arbeiten am Spielplatz. Mit der Gemeinde schloss der Verein einen Vertrag, der eine kostenlose Nutzung des Geländes bis 1938 vorsah. Von 1939 sollte die jährliche Pacht fünf Mark betragen und die getroffene Vereinbarung auf fünfzig Jahre fortbestehen.

 

33 – 45

Nach der Berufung Hitlers zum Reichskanzler begannen die Nationalsozialisten sehr bald, ihre Herrschaft in allen gesellschaftlichen Be­reichen zu verfestigen. Von den Maßnahmen, die landläufig unter dem Begriff der “Gleichschaltung” bekannt sind, wurde der Turnverein Mengerschied am 12. Mai 1933 betroffen. Der l .Vorsitzende Philipp Göhl unterrichtete eine Mitgliederversammlung von den neuen, für die deutsche Turnerschaft geltenden Richtlinien, “zwecks Gleichschaltung und Umwandlung auf das Führerprinzip”. Folge dieser Verordnung war, dass der Vereinsvorstand unter Berücksichtigung des „Arierparagraphen” neu gewählt werden musste. Die Wahl des Vereinsvorstandes war von nun an auch von der Zustimmung des Turngaues abhängig. Außerdem wurden die einzelnen Vorstandsmitglieder nicht mehr gewählt, sondern vom Vereinsführer bestimmt und “per Handschlag” verpflichtet.

Am 20. Mai 1933 wurde die Vereinsführung nach diesen Richtlinien neu besetzt. Nach Auskunft des Protokollbuches überwogen Begeisterung und Zustimmung während der Veranstaltung im Gemeindesaal. Der Bericht zeigt sehr anschaulich, wie sich die NS-Herrschaft auszubreiten begann. Aus dem Jahresbericht des Oberturnwartes geht jedoch Ende 1933 hervor, dass der Turnbetrieb gegenüber den früheren Jahren vernachlässigt wurde, infolge der “politischen Umwälzung”. Tatsächlich erlahmten die Vereinsaktivitäten in Mengerschied nun sehr rasch. 1935 übernahm der Verein einstimmig die Einheitssatzung des Reichsbundes für Leibesübungen und ließ sich in Simmern in das Vereinsregister eintragen. Im Jahr 1938 “ruhte der Turnbetrieb fast ganz”, steht im Protokollbuch zu lesen. Der Verein zählte 1938 39 Mitglieder, 1939 noch 38. Vom Turnbetrieb 1939 meldet das Protokollbuch, dass “erstaunlicherweise” das Turnen eine “neue Belebung” erfahren habe. Mit dem deutschen Überfall auf Polen begann am 1. September 1939 der Zweite Weltkrieg, der das Vereinsleben für die nächsten zehn Jahre gänzlich zum Erliegen brachte.

 

Entwicklung seit 45

Durch ein generelles Vereinsverbot der Alliierten im Mai 1945 dauerte es eine ganze Weile, bis sich neue Vereine wieder gründen konnten und durf­ten. Zudem waren viele frühere Vereinsmitglieder im Krieg gefallen, verwundet oder vermisst, schließlich durch die Zugehörigkeit zur NSDAP oder sonstiger Gruppierungen des NS-Regimes politisch belastet. Ein Verbot des alliierten Kontrollrates vom Dezember 1945 untersagte alle athletischen Organisationen, insbesondere Flugübungen, Fechten und Schießen. Nur nichtmilitärische Sportorganisationen mit örtlichem Charakter konnten zugelassen werden. Die Verordnung Nr. 33 vom 4. Februar 1946 ermöglichte die Zulassung von Sportvereinen mit der Auflage, dass der Zweck der Vereine nur die körperliche Heranbildung und der Sportbetrieb sein dürften. Trotz der bestehenden Verbote und Reglementierungen gab es überall Ansätze und Bestrebungen, das zu Beginn des Zweiten Weltkrieges untergegangene Vereinsleben wieder in Gang zu setzen. Gerade das Theaterspielen, Konzerte und Gesangsvorführungen waren sehr populär.

 

Wiedergründung 1949

Boppard und Bad Salzig waren wohl die ersten Vereine im heutigen Rhein-Hunsrück-Kreis (damals Kreis St. Goar), die den Sportbetrieb 1946 wieder aufnehmen konnten. Fußballspielen, auch Handball und dann auch wieder das Turnen, und zum Teil sogar Boxen, erlebten spätestens seit 1947 wieder einen starken Aufschwung.  Im September 1949 gab es im ehemaligen Landkreis Simmern wieder 42 Turn- und Sportvereine, darunter der TuS Mengerschied 1914, der 1949 wieder gegründet wurde. Die Wiederbegründung des Mengerschieder Turnvereins erfolgte am 23. Februar 1949. Der neue „TSV 1914 Mengerschied”, so hieß es während der Gründungsversammlung, fühle sich durch die „Beilegung des Gründungsdatums des früheren Turnvereins von 1914” verpflichtet, „an die alten Traditionen und den Turngeist anzuschließen und diese weiterzuführen”.

Das frühere Vereinskapital war infolge der Währungs­reform vom 20. Juni 1948 verloren gegangen. Sein neues Startkapital erhielt der Verein durch einen Theaterabend, den die Dorfjugend am 20. Februar 1949 unter Leitung von Lehrer Gustav Schellack veranstaltete. Es handelte sich um einen Betrag von 320 DM.

Schon während der ersten Mitgliederversammlung beschlossen 90 Anwesende die Einrichtung einer Fußballabteilung. Über die Erstausstattung der neuen Abteilung berichtete der Schriftführer am 16. März 1949: „Für die II. Mannschaft kann vorerst keine Anschaffung erfolgen. Es sollen die sich noch im Ort befindlichen alten Trikots benutzt werden. Wer von der I. Mannschaft in der Lage ist, sich selbst Fußballschuhe zu beschaffen, soll das tun. Für alle anderen werden die Schuhe angekauft, und es ist monatlich beim Einkassieren der Beiträge ein Teil für die Schuhe abzuzahlen.”

 

1950 – 70

Im Berichtsjahr 1949 stand offenbar das Fußballspielen ganz im Vordergrund und es mag erwähnt sein, dass während der Generalversammlung am 28. Januar 1950 an die Spieler appelliert wurde, in der beginnenden Fußballrückrunde mehr Disziplin zu wahren.

Selbstverständlich blieb der Turnbetrieb er­halten. Bereits 1952 notierte man erfreuliche Leistungssteigerungen, bei Turnern, Schülern und vor allem bei den Schülerinnen. Zum Winterabschlussturnen hatten die Ehrenmitglieder des Vereins Wanderpreise gestiftet, die im Gemeindesaal ausgeturnt wurden.

Im Jahre 1952 gehörte auch die Leichtathletik zum Programm. Beteiligung an den Kreiswaldlaufmeisterschaften, Dreikampfwettkämpfen auf dem Sportplatz und die Beteiligung von 30 Vereinsmitgliedern an den Meisterschaften für Leichtathletik zeugen von diesen Aktivitäten.

Das früher beliebte Handballspielen geriet hingegen in Vergessenheit. An wohl eines der letzten Spiele erinnert eine Urkunde vom 17. Juni 1951 von einem AH-Handballturnier in Gemünden.

Besonders erwähnenswert für das Jahr 1952 ist die Gründung einer Vereinskapelle. Man hoffte mit dieser Einrichtung in den kommenden Jahren bei den Vereinsfesten die Kosten für auswärtige Musikkapellen zu ersparen. Immerhin sind die Trommel mit Becken und ein Bild von dieser Kapelle erhalten geblieben.

Ein erster Höhepunkt der Vereinsgeschichte bildete die 40-Jahrfeier, eigentlich das erste Jubiläumsfest, das der Verein beging. Das 25-jährige Jubiläum konnte 1939 nicht gefeiert werden. Trotz denkbar schlechter Witterungsverhältnisse feierte man im Mai 1954 in großem Stil, mit Festzug, Festzelt, Gastvereinen und unter Beteiligung der ganzen Be­völkerung. In diesem Jahr zählte der Verein bereits 210 Mitglieder.

Ein Jahr später „kriselte” es im Verein. Nur die Tur­ner­innen und Schülerinnen seien aktiv gewesen, die neu angeschafften Tischtennisgeräte wurden nicht genutzt. Immerhin war die Fußballjugend Staffelsieger geworden. Tatsächlich lässt sich bis zum Ende der 1950er Jahre von einem gewissen “Durchhänger” im Vereinsleben sprechen.

1959 erfolgte die Festlegung des Sportvereins auf ein Vereinslokal. Seit der Grün­dung hatte das Lokal (“Zur Wildburg” – “Zur Post”) in jährlichem Turnus gewechselt. Die Entscheidung fiel auf das Gasthaus “Zur Wildburg”. Im selben Jahr ging es mit dem Fußball im Dorf bergauf. In der Saison 1959/60 schaffte die erste Mannschaft den Aufstieg in die A-Klasse. Im glei­chen Zeitraum begannen die Beratungen über den Ausbau des Sportplatzgeländes. Auch der Turnbetrieb war wieder im vollen Gang, denn im Gemeindesaal fanden während der ganzen Woche Übungsstunden statt.

1964 beging der Verein in einer dreitägigen Feier vom 1. bis 3. August sein 50. Stiftungsfest, das jedoch von einem tragischen Unglücksfall überschattet wurde. An die Feier erinnern uns eine Festschrift und eine große Berichterstattung in der lokalen Presse.

Am 2. August spielte auch die Fußballmannschaft auf dem neu angelegten Sportplatz, der einem Zeitungsbericht von 1964 zufolge, nach seiner endgültigen Fertigstellung zu den “schönsten” Anlagen auf dem Hunsrück zählen wird. Auf die für 1965 geplante offizielle Platzeinweihung verzichtete der Verein, da der Platz ohnehin seit 1964 bespielt wurde. Es mag für die Geschichte des Mengerschieder Sportfestes, das seit der Wiederbegründung des Vereins seinen festen Platz im örtlichen Veranstaltungskalender hat, interessant erscheinen, dass der Verein an diesem Termin erstmals den Verkauf von Bratwurst und Getränken in eigener Regie übernommen hatte. Mit 700 verspeisten Bratwürsten, 750 Flaschen Bier und 400 Flaschen Limonade gehörte das Sportfest von 1965 bis dato zu den wirtschaftlich ertragreichsten Vereinsfesten der Nachkriegszeit.

1966 zeichnete der TSV Mengerschied als Veranstalter des Gauturnfestes. Es ist vielen Vereinsmitgliedern in Erinnerung geblieben, dass der lehmige, durch starken Regen aufgeweichte Boden oberhalb des Sportplatzes – der Standort des Festzeltes – mit Wagenladungen von Sägemehl in einen begehbaren Zustand versetzt werden musste. Im Wettbewerb um das Gaubanner teilten sich damals Mengerschied und Rheinböllen den Sieg.

Nach dem Staffelsieg in der 2. Kreisklasse West im Jahre 1967 und dem Aufstieg in die 1. Kreisklasse, hatten sich die Fußballer in den Folgejahren gegen den Abstieg zu erwehren.

Die Turnabteilung meldete 1969 den zweiten Platz im Wettstreit um den Dr. Wilhelm Schüler-Gedächtniswimpel, den man in Rheinböllen erreich­te. Auch im Kampf um das Gaubanner belegte die Turnerriege den zweiten Platz. 1970 turnte der Verein nach langjähriger Pause wieder die Wanderpreise der Ehrenmitglieder aus.

Während der Jahreshauptversammlung 1970 fielen wichtige Entscheidungen für den Sportverein. Man beschloss nach langer Diskussion den Bau der Umkleidekabine am Sportplatz und sah sich zugleich gezwungen, die Beiträge zu erhöhen.

 

1970 bis heute

Fußball

Zu Beginn den 1970er Jahren durchlebte die l. Fußballmannschaft eine Krise und im Protokollbuch ist zu lesen, dass „die jungen Männer in der jetzigen Zeit des Überflusses einfach keine Lust mehr haben, Fußball zu spielen”. Es gelang dennoch, den Spielbetrieb aufrecht zu erhalten.

Nach dem Abstieg in der Saison 1974/75 folgten in der nächsten Saison der Staffelsieg und der Sieg in der Kreismeisterschaft. Für die Saison 76/77 beschloss man eine Jugendspielgemeinschaft mit dem HSV 70.

In den Jahren 1977/78 gab es erheblichen Wirbel in der Fußballabteilung, als eine große Spielgemeinschaft der Seniorenmannschaften von Gemünden, dem HSV und Mengerschied ausdiskutiert und schließlich Wirklichkeit wurde. Die neugegründete Spielgemeinschaft bestand bis 1981 und brachte einige Erfolge zu Wege. Von 1981 bis zur Saison 1987/88 spielte die 1. Mannschaft mit wechselndem Erfolg wieder alleine. Der latente Spielermangel führte aber schließlich dazu, dass zur Saison 1988/89 mit dem Nachbarort Gemünden eine Spielgemeinschaft gegründet wurde. Diese Maßnahme bewährte sich, denn zwei Mannschaften spielen recht erfolgreich und der l. Mannschaft gelang bereits im ersten Spieljahr der Staffelsieg und Aufstieg in die B-Klasse.

1992 stieg die 2. Mannschaft in die Kreisliga D auf, die 1. Mannschaft beschloss die Saison 90/91 auf dem viertletzten Platz. Auf und Ab kennzeichnete den Fußballsport.

2005 wurde die Spielgemeinschaft mit Gemünden aufgelöst. Seither spielen die Senioren unter dem Namen TSV Mengerschied. 2007 schaffte das Team unter Trainer Uwe Georg den Aufstieg von der C- in die B-Klasse, wo es seither spielt.

Im Jugendspielbetrieb hatte man bereits früher gut mit anderen Vereinen zusammengearbeitet und zeitweise in allen Jugendklassen Mannschaften melden können. 1992 beispielsweise spielten fünf Jugendmannschaften von F bis A. Im Bereich des Jugendfußballs gab und gibt es immer wieder wechselnde Kooperationen, nicht zuletzt deshalb, weil alle Dörfer mit dem sogenannten demografi­schen Faktor Probleme haben. Aus dieser Notlage haben die Jugendspielgemeinschaften sogar oft einen langen Bestand. Heute gibt es eine große Spielgemeinschaft mit dem TuS Gemünden, dem HSV 70, der SG Soonwald, dem SV Unzenberg/Hein­zenbach und ab der E-Jugend mit dem VfR Simmern. Auf diese Weise ist es möglich, dass in allen Altersklassen von den Bambinis bis zur A-Jugend Mannschaften spielen können.

Nicht zu vergessen ist die Alte-Herren-Mannschaft des Vereins, die in ihren spielerischen Aktivitäten lange nicht zum “alten Eisen” zu zählen war. Immerhin wurden Anfang der 1990er Jahre über 30 Spiele absolviert, im Jubiläumsjahr 1989 wurden von 30 Spielen 21 gewonnen. Hinzu kamen zahl­reiche Ausflüge, unter anderem nach Tabarz, die Heimat von Ulrich Büschel. Mit dem Rückzug von Bernd Ternis aus gesundheitlichen Gründen im Jahr 2004 wurde es immer ruhiger um die Mannschaft – bis zum endgültigen Aus. Die noch verbliebenen Spieler gingen in die umliegenden Vereine. Seither liegt der Altherren-Fußball beim TSV brach.

Der Fußball rückte seit den 1960er Jahren immer mehr in den Vordergrund des Vereinslebens. Damit in Zusammenhang standen auch der Ausbau der Sportanlage und der Ausbau der Umkleidekabine. Nach dem Beschluss von 1970 dauerte es bis zum 20. Mai 1977, bis mit den Baumaßnahmen begonnen wurde. Der Bau erfolgte Schritt für Schritt, 1984 wurde das Stromaggregat durch den Netzanschluss abgelöst, 1987 der Ölofen von einer Zentralheizung. Auch eine Flutlichtanlage steht am Sportplatz zur Verfügung. Die Laufbahn und die Sprunggrube wurden ebenfalls in Stand gesetzt.

Bis zur Gegenwart steht dem TSV Mengerschied eine gepflegte Sportanlage in landschaftlich wunderbarer Umgebung zur Verfügung. Die Rasenfläche wurde zuletzt 2003 komplett neu aufgebaut, der Ballfangzaun am Sporthaus erneuert, Flutlicht am Trainingsplatz aufgestellt. Dazu haben zahlreiche ehrenamtliche Helferinnen und Helfer beigetragen, insbesondere auch die Platzwarte mit zahlreichen Arbeitsstunden.

 

Turnen und Leichtathletik

1974 blickte der Verein auf 60 Jahre Bestehen zurück und veranstaltete zugleich das 35. Gauturnfest des Hunsrückgaues. Im 1000-Personen-Festzelt am Sportplatz boten die Turnerinnen und Turner des Vereins, der Nahetal-Gauriege, der Landesturnerriege und Gymnastikgruppen aus dem Bereich des Turnverbandes Mittelrhein gelungene Vorführungen.

Seit 1972 turnte vor allem die Mädchenriege unter Leitung von Martha Maurer sehr erfolgreich und konnte, nach dem dritten Sieg infolge, 1974 den Wanderpokal der Gaurundenwettkämpfe endgültig in Besitz nehmen. Aus dieser Turnerinnengruppe wuchs die damals über die Gaugrenzen hinaus bekannte Tanz- und Gymnastikgruppe des TSV Mengerschied, die durch erfolgreiche Teilnahmen an Landesturnfesten, an Großveranstaltungen des Turnverbandes Mittelrhein in Koblenz, in Lahnstein und bei den Deutschen Turnerfesten in Frankfurt und Berlin den Verein würdig vertrat.

Das Männerturnen hingegen litt, nicht nur in Mengerschied, unter Nachwuchsmangel. Dennoch bestanden weiterhin Schülerriegen, die sich an den üblichen Wettkämpfen am Bergfest an der Nunkirche, bei Gauturnfesten und schließlich bei dem traditionellen Winterabschlussturnen des Vereins beteiligten. Gerade diese Jugendarbeit in der Turnabteilung des Vereins wurde in Mengerschied besonders groß geschrieben. Jeden Tag turnten die Kleinsten, betreut von ehrenamtlichen Übungslei­terinnen und Übungsleitern im Gemeindesaal und selbst Kinder aus anderen Dörfern wurden nach Mengerschied gebracht, um sich am sportlichen Angebot des TSV zu beteiligen.

 

Gymnastik und Tanzen

Aus einer sehr aktiven Mädchenturngruppe, die unter Martha Mauerer viele Erfolge erzielen konnte, entstand eine weit über die Grenzen Mengschieds bekannt Jazztanzgruppe, die mit akrobatischen, turnerischen Einlagen für viel Furore sorgte. Die Gruppe tanzte bei zahlreichen Veranstaltungen anderer Ortschaften, bei der Fastnacht oder im Turngau. Sie nahm teil an Meisterschaften, bei Turnfesten in Koblenz oder Berlin. Es war der Beginn der Tanzära in den Sportvereinen. Aus dieser Gruppe heraus entwickelte sich der Tanzsport in Mengerschied zu einem richtigen Höhenflug. Viele Tänzerinnen engagierten sich als Übungsleiterinnen und setzten die Tradition des Tanzsportes im TSV Mengerschied fort.

2003 allerdings kam es zu einer Auseinandersetzung zwischen Vorstand und einem Teil der Tanz­gruppen, die zu einer bedauerlichen Abspaltung führten. Es entstand ein eigenständiger Verein „Dance an Sports“. Naturgemäß führte diese Trennung in einem Ort von rund 800 Einwohnern zu zahlreichen Emotionen, die bis zur Gegenwart nicht überwunden sind. Doch auch der TSV setz­te die Tradition des Tanzens weiter fort und so gründete sich die Gruppe „Crazy Move“, die seit Beginn von Manuela Kiefer geleitet wird. 1998 entstand zudem eine Seniorengymnastikgruppe, die noch heute aktiv ist. Auch die Männer sind in der Sporthalle aktiv. Funktionelle Gymnastik für den Mann hat sich mittlerweile etabliert und ist zu einem festen Bestandteil des Angebotsspektrums geworden wie die Montags-Gymnastik. Neu kam im Jahr 2013 Zumba dazu, das sich seither großer Beliebtheit erfreut und sogar an zwei Wochentagen angeboten wird.

Auch Veranstaltungen in diesem Bereich richtet der TSV immer wieder aus: 2006 wurden Gaumeisterschaften Tanz zusammen mit dem Turngau Hunsrück ausgetragen, seit ein paar Jahren findet regelmäßig im Spätherbst ein Tanzfestival statt.

 

Tischtennis
und Freizeitfußball

Nicht vergessen werden soll die Wiedergründung einer Tischtennisabteilung im Jahr 1973. Damit wurde eine bereits in den 1950er Jahren in Mengerschied ausgeübte Sportart wiederbelebt. Nachdem einige Jahre dieser Sport wettkampfmäßig betrieben wurde, war Tischtennis anschließend ein Breitensportangebot des Sportvereins, das allerdings mit wechselndem Interesse wahrgenommen wurde und schließlich wieder einschlief. Immerhin haben in den früheren Jahren einige Dorfmeisterschaften der Tischtennisabteilung guten Anklang und rege Beteiligung gefunden.

Neben dem aktiven Fußballbetrieb entstand 1978 auch eine Freizeitfußballmannschaft, die in Zusammenarbeit mit dem Verein mehrere Turniere für Freizeitfußballer durchgeführt hat und selbst mit gutem Erfolg an Turnieren anderer Clubs teilgenommen hat. Seit 1988 nahmen die Aktivitäten der Hobbyfußballer ab. Nur noch eine Kiste mit Pokalen und ein paar alte Trikots erinnern an die Aktivitäten der Freizeitfußballer.

 

Tennis

Mit der Gründung einer Tennisabteilung ist der TSV Mengerschied im Frühjahr 1989 den Freunden des “weißen” Sportes entgegengekommen und hatte damit sein Angebot entsprechend den sportlichen Trends der Zeit erweitert. Günstigerweise stand im Ort selbst ein privater Tennisplatz zur Verfügung, den der Verein für seine Übungsstunden angemietet hatte. Die Abteilung wurde Mitte der 1990er einge­stellt.

 

Breitensport

Im Zuge der Entwicklung des Breitensports haben sich auch die Angebote des TSV Mengerschied erweitert. Gauwandertage und Gymnastiktreffen, die unter anderem in Mengerschied stattfanden, sind sicherlich auch zu dieser Bewegung zu rechnen, der Trimm-Trab ins Grüne, der Aerobicsport und schließlich das Angebot im Seniorenturnen. Tauziehen erlebte in Mengerschied 1979 eine Renaissance, als sich auch Damen zum Wettkampf stellten. Die besonders Ehrgeizigen maßen ihre Kräfte an Traktoren, Pferden und Dampfwalzen. Die Sportart wurde schließlich auch wieder wettkampfmäßig am Gaubergfest an der Nunkirche ausgetragen.

Grundsätzlich wurde der TSV, wie alle Vereine in den vergangenen Jahren, von immer wieder neuen Sporttrends „überflutet“, „herausgefordert“ oder „überrumpelt“. So stiegen und steigen die Anforderungen, immer wieder neue Angebote zu finden, sich auch von Traditionen zu lösen.

2008 beispielweise gab es Volleyballgruppen für Erwachsene, Kinder- und Jugendliche, es bestand eine Nordic-Walking-Gruppe und es fand ein 15-stündiger Tai-Chi-Kurs statt. Es wurde außerdem ein Schnupperkurs Skike angeboten. Um sich den wachsenden Anforderungen zu stellen, ist der TSV zudem Mitglied der Sportkooperation Soonwald, der Vereine aus den umliegenden Dörfern angehören. In diese Kooperation bringt jeder Verein ein Angebot ein, das Mitglieder von allen Kooperationspartnern kostenlos nutzen können.

 

Feste und Geselligkeiten

Die Veranstaltungen des Sportvereins sind feste Bestandteile des geselligen Lebens in Mengerschied. Lange in Vergessenheit geraten war das früher beliebte Theaterspielen. Immerhin kamen zwischen 1920 und 1965 über 30 verschiedene Stücke auf der ehemaligen Bühne des Gemeindehauses durch die “Schauspieler” im Verein zur Aufführung. Das Winterabschlussturnen hatte die längste Tradition und diente vor allem der Vorführung turnerischer Leistungen und der Darbietung dessen, was der Vereins­nachwuchs in den Übungsstunden gelernt hat.

Die Geschichte der Mengerschieder Sportfeste beginnt 1949. Gerade diese Veranstaltung war in den 1980 Jahren zu den bedeutendsten Vereinsfesten herangewachsen, nicht zuletzt wegen der beliebten, oft aber auch umstrittenen fußballerischen Auseinandersetzung zwischen der “linken und der rechten Bachseite”. Zu erinnern ist an die Jubiläumsfeste von 1954, 1964, die Gauturnfeste in den Jahren 1966 und 1974 und an die großen Sommerfeste mit den “Hopfe­rauern”. Der TSV veranstaltete in der so genannten närrischen Zeit mit Erfolg einen “Altweiberball”.

Ein erneuter und großer Höhepunkt im Vereinsleben war das 75-jährige Jubiläum vom 11. bis 13. August 1989, das im Festzelt im Lamettal mit Kommers, Festzug und Turnvorführungen begangen wurde. Ein weiteres Highlight im Vereinsleben war der Disco-Abend im alten Gemeindesaal. Donnerstags am 23. November 1989 erfolgte der Durchbruch der Sei­tenwand, an der sich der Neubau anschloss. Zuvor wurde am 3. November 1989 ein dreieinhalbstündiger Film vom Jubiläumsfest vorgeführt, den sich rund 100 Interessierte anschauten.

Auch die Veranstaltungskultur des Vereins war und ist immer wieder einem Wandel unterzogen. Es gab Kooperationen bei der Fastnacht mit dem MGV und der AWO (bis 2007). 2008 wurde erstmals ein Fastnachtsball veranstaltet und beim Sportfest nach vielen Jahren montags „Spiel ohne Grenzen“ ausgerichtet.

Heutzutage gehören das an vier Tagen stattfindende Sportfest sowie das Tanzfestival zum jährlichen Veranstaltungskalender. Im vergangenen Jahr fanden zudem erstmals eine Zumbaparty und ein Adventsfest auf Seibels statt. Beides soll sich auch künftig etablieren.